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Der Wingolf in Estland

Der Wingolf in Estland

Seine Wurzeln hat der 1844 begründete Wingolfsbund in Berlin, Bonn, Erlangen und Halle. Die Entfernungen zwischen diesen Universitätsstädten waren vor über 175 Jahren sicherlich nicht einfach zu bewältigen (die ersten Eisenbahn in Deutschland fuhr schließlich erst acht Jahre zuvor). Aber die Distanz die der Wingolfsgedanke dann hinlegte, ist heute immer noch beachtlich – und muss damals phänomenal gewesen sein. Schließlich näherte sich schon 1859 im heutigen Tartu, der Universitätsstadt in Estland, eine junge christliche Studentenverbindung an den Wingolf an.

„Erbaulicher“ und „Theologischer Abend“ als Ausgangspunkt

Im Jahr 1845 entstand an der Universität Tartu ein „Erbaulicher Abend“, bei dem sich Studenten „an jedem Samstag Abend“ vereinigten, „indem sie ein Lied sangen und eine Predigt vorlasen“. Dieser Erbauliche Abend legte den Grundstein für den Wingolf, der sich mit Gründungsdatum 24. Oktober 1850 erst zum „Theologischen Abend“ weiterentwickelte und anschließend mit dem an Turnvater Jahn angelehnten Wahlspruch „Frisch, fromm, fröhlich, frei!“ zur christlichen Studentenverbindung. Ab 1859 folgte die Annäherung an den Wingolfsbund, 1860 die Umbenennung in Arminia Dorpatensis sowie im Oktober auch die Anerkennung seitens der Universität durch den damaligen Prorektor Georg von Oettingen und 1862 beim 7. Wartburgfest die Aufnahme in den Wingolf. Vier Jahre später kam es jedoch zu einer ersten Vertagung, sprich Auflösung der studentischen Verbindung. In personeller wie programmatischer Hinsicht kann der 1867 gegründete Theologische Verein (Societas Theologica) als Nachfolgeorganistation angesehen werden.

Erste Neustiftung 1870…

Als christlich-überkonfessionelle Verbindung hatte die Arminia gegenüber den deutschbaltischen und urestnischen Verbindungen in Tartu trotz der Neustiftung 1870 jedoch einen schweren Stand, was 1883 zu einer langjährigen Vertagung der Aktivitas führte. Dennoch blieb die Tradition grundsätzlich ungebrochen gewahrt: Erst hielten die Philister die Verbindung am Leben, verliehen Bänder und beteiligten sich über die Stipendiumskasse am studentischen Leben, dann übernahm der 1923 gegründete Danziger Wingolf die Tradition und die Philister gründeten 1925 erstmals einen Philisterverein. Unterbrechungen gab es lediglich – äquivalent zu faktisch allen anderen Studentenverbindungen auch – während der Zeit im Dritten Reich, als der Danziger Wingolf suspendiert wurde und in Tartu während der ersten sowjetischen Besetzung 1940 auch der Theologische Abend und Arminia Dorpatensis seitens der neuen Verwaltung geschlossen wurde. Nach Kriegsende übernahm der Darmstädter Wingolf die Traditionspflege für die Arminia Dorpatensis und auch der Philisterverein rekonstituierte sich.

…zweite Neustiftung 1994

Im Mai 1994 erfolgte die Neustiftung vor Ort in Tartu und 1997 beim Wartburgfest die Wiederaufnahme in den Wingolfsbund. Der älteste Korporationsverband Deutschlands akzeptierte damit die vor allem über Philister gepflegte Traditionslinie, so dass die Verbindung gemäß Gründungsdatum an siebter Stelle geführt wird. Mit der Neustiftung wurde auch der ursprüngliche Wahlspruch in „Jumal, Vabadus, Isamaa!“” (estnisch: Gott, Freiheit, Vaterland!) geändert.

Schon gewusst?

Die Form der Kopfcouleur ist laut des Geschichtsmuseums der Universität Tartu identisch zu den Formen der Deckel der Korporation Baltica (1850–1856) und der zionistischen Korporation Hasmonaea (1923–1940) – beide ebenfalls aus Tartu.

Gegen Ende der 1860er Jahre wurde die „Stipendienkasse des theologischen Abends und der Arminia Dorpatensis“ eingerichtet, die jedoch erst 1910 eine offizielle Registereintragung erfuhr. Die Höhe des Stipendiums hing dabei von der wirtschaftlichen Situation des jeweiligen Studenten ab und konnte zwischen 25 und 300 Rubel pro Jahr liegen.

Nach der Vertreibung der Balten-Deutschen und dem Ende der sowjetischen Besetzung ist Arminia Dorpatensis die einzige Verbindung mit deutschbaltischem Ursprung, die sich im Baltikum rekonstituiert hat. Aufgrund des deutschen Ursprungs wurde die Arminia im Jahr 2012 daher auch in einem offiziellen touristischen Werbeflyer der Stadt Tartu erwähnt.

Das Korporationshaus der Verbindung wurde 1995 dem Theologen und Pfarrer Traugott Hahn gewidmet, der in Estland als Held des estnischen Befreiungskampfes gilt und christlicher Märtyrer ist. Anwesend bei der Zeremonie war auch dessen Sohn Wilhelm Hahn, u.a. ehemaliger Kultusminister Baden-Württembergs.

Dieser Text basiert auf dem Artikel Benutzer:Herr P. schreibt/Arminia Dorpatensis aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

Bilder: H2ppyme, Public domain, via Wikimedia Commons (Flagge), Michael Doeberl (Hrsg.), Public domain, via Wikimedia Commons (Wappen) – eigene Collage

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Wie die Wingolfsverbindungen zu ihren Farben kamen (2/2)

Wie die Wingolfsverbindungen zu ihren Farben kamen (2/2)

In der letzten Ausgabe haben wir die doch oft ganz spannende Geschichten hinter den frühen Farbabweichungen im Wingolf kennengelernt. Und eines gehörte in den ersten Jahrzehnten des Wingolfs bei Farbabweichungen oft mit dazu: Streit im Bund um eben diese Farben. Denn der Gedanke eines einheitlichen Gesamtwingolfs, repräsentiert durch einheitliche Bundesfarben, war noch stark. So war es bis zum ersten Weltkrieg für Wingolfsneugründungen selbstverständlich nach Möglichkeit die Bundesfarben anzulegen. Im Folgenden sehen wir, dass dies bereits vor hundert Jahren nicht mehr der Fall war und eine Anlegeung der Bundesfarben, auch wenn es dies noch frei waren, nicht mehr selbstverständlich war, auch wenn es vereinzelt noch Stimmen gab, die sich dagegen aussprachen. Spätestens ab der Nachkriegszeit gab es gegen nicht notwendige Abweichungen von den Bundesfarben keinen (heute mehr fassbaren) Einspruch mehr.

Der Beitrag erschien im Original in Ausgabe 1/23 der Wingolfsblätter, der ersten Teil in Ausgabe 4/22 (online hier). Autor ist Jan Deventer (Mst 18).

Die Abweichungen in der Zwischenkriegszeit

Von den 16 Zwischenkriegsgründungen nahmen nur sieben die Bundesfarben an, zu denen auch der Jenenser Wingolf gehörte. Da es in Jena traditionell üblich ist, die Farben einer Verbindung von unten zu lesen, trägt der Jenenser Wingolf aus Sicht von Nicht-Jenensern die Bundesfarben verkehrt herum.

Der Hannoversche Wingolf entschied sich gegen die Bundesfarben, obwohl im Gegensatz zu anderen Beispielen keine andere Ortskorporation diese oder ähnliche Farben trug. Stattdessen wurde die Farbe der Technischen Universität violett in die Farben übernommen und ersetzte das Schwarz.i

Der Frankfurter Wingolf wählte bei seiner Gründung 1919 ebenfalls violett-weiß-gold, jedoch aus dem Grund, dass bereits ein Corps schwarz-weiß-gelb trug. Die alten Farben der Argentina Straßburg, dessen Tradition die Frankfurter übernommen hatten, fielen auch raus, denn ausgerechnet die Burschenschaft, die der Argentina bereits in Straßburg versagt hatte, zu ihren alten Farben zurückzukehren, verlegte 1919 nach Frankfurt. ii

Eine neue Erscheinung der 20er Jahre sind die Traditionsfarben: Der Hamburger Wingolf wollte ebenfalls die Tradition der Argentina übernehmen , weshalb er die alten Farben der Argentina Schwarz-Silber-Rot übernahm,iii wobei ein hellerer Rotton übernommen wurde. Dies führte zu einem Streit mit dem Frankfurter Wingolf,iv der schließlich Ende 1919 mit dem Verzicht auf die Tradition der Argentina endete. Jedoch behielt der Hamburger die Farben.v 1950 wurden allerdings dann die Bundesfarben angenommen als Zeichen der Traditionsübernahme des Königsberger Wingolfs. Die alten Farben silber und rot wanderten in die Perkussion.vi Bis heute sind die alten Argentinafarben beim Hamburger Wingolf im Rand von Mütze und Tönnchen, im Zipfel und Fuxenkordel, sowie im Chargenband und Vollwix erhalten geblieben. Die Argentina selber trug nach ihrer Reaktivierung Ende 1919 weiter Bundesfarben.

Der Danziger Wingolf übernahm bei seiner Gründung 1923 die Tradition und mit ihr die Farben schwarz-weiß-altgold der Arminia Dorpatensis,vii die zu dem Zeitpunkt schon seit 40 Jahren vertagt war.

Eine eigene Traditionslinie begann der Hohenheimer Wingolf, der 1922 als Tochterverbindung des Stuttgarter Wingolfs gegründet wurde. Er nahm die Farben dunkelrot-weiß-goldviii an. Warum Dunkelrot gewählt wurde, ist unklar. Möglicherweise wurde die Farbe den württembergischen Landesfarben (schwarz-rot) entlehnt. Der Hohenheimer Wingolf vertagte 1929 schon wieder. In Würzburg regte sich dagegen nach einer unrühmlichen kurzen Episode des Wingolfs Hohenstaufia zu Würzburg wieder Wingolfsleben. Eine neue Verbindung sollte gegründet werden, aufgrund der Hohenstaufia sollte sie zunächst nur eine dem Wingolf nahestehende Verbindung sein.ix Die entstandene Chattia zu Würzburg übernahm die Tradition und auch die Farben der Hohenheimer, x wobei der Rotton heller wurde und die Perkussion zu weiß/blau geändert wurde.

Ähnlich der Chattia zu Würzburg wurde 1928 in Wien die Verbindung Luginsland gegründet. Diese wählte die Farben rot-weiß-grün, die sie auch behielt als sie 1932 in den WB aufgenommen wurde und ihren Namen in Wingolf zu Wien änderte. Die Nähe zu den Nationalfarben Ungarns war nicht beabsichtigt.xi Bundesfarben und auch die typischen Ausweichfarben wie violett-weiß-gold oder rot-weiß-gold wurden bereits von Wiener Korporationen getragen.xii

In den 20er-Jahren entstanden drei Wingolfsverbindungen an Städten, in denen es bereits eine aktive Wingolfsverbindung gab, namentlich der Wingolf an der Handelshochschule Berlin, der Wingolf an der TH Breslau und der Wingolf Nibelungen Tübingen.xiii Bei den Wingolfsverbindungen an der HH Berlin und der TH Breslau handelte es sich um Gründungen an anderen Hochschulen in der Stadt, wodurch das Singularitätsprinzip als nicht verletzt galt. Dies war kein neues Phänomen, so wurde bereits 1894 der Charlottenburger Wingolf an der TH Berlin gegründet und auch in München gab es von 1901 bis 1908 einen eigenen Wingolf an der TH. In beiden Städten stellte es kein Problem dar, dass auch diese weiteren Verbindungen die Bundesfarben annahmen, so trug schließlich auch der 1924 gegründete Wingolf an der HH Berlin die Bundesfarben. In Breslau jedoch verboten die Statuen der Universität und der TH, dass Korporationen am Ort die gleichen oder sehr ähnliche Farben trugen. Deshalb nahm der Wingolf an der TH Breslau die Farben grün-weiß-gold an.xiv Das führte jedoch, wie schon vom Kieler Wingolf beim Münsterschen Wingolf, zu Protesten vom Marburger Wingolf. Es konnte kein Kompromiss gefunden werden, der von beiden Conventen angenommen wurde, weshalb die Breslauer schließlich auf die Farben verzichtete und dunkelgrün-silber-gold annahmen.xv Das Dunkelgrün hat bis heute in der Perkussion, Vollwix und der Kopfcouleur des Mainzer Wingolfs überlebt, der nach dem 2. Weltkrieg die Breslauer Tradition übernahm.

In Tübingen war die Situation allerdings eine andere. Die Aktivitas des Tübinger Wingolf war so groß geworden, dass das Verbindungsleben darunter litt und deshalb eine weitere Wingolfsverbindung vor Ort als eine sinnvolle Sache gesehen wurde. Um eine solche Gründung zu verwirklichen, setzte der Tübinger Wingolf im Sommersemester 1928 einen Gründungsausschuss ein. Diskussionsfragen waren darunter der Name und die Farben, denn die Wingolfsverbindungen sollten sich klar voneinander unterscheiden. So wurde der der Name Wingolf Nibelungen Tübingen und die Farben violett-weiß-gold gewählt. Bei den Diskussionen zeigte sich, dass es, trotz der mittlerweile zahlreichen Abweichungen von den Bundesfarben, noch immer Stimmen im Wingolf gab, die die Wahl von anderen Farben als den Bundesfarben nicht für richtig hielten.xvi Auch wenn die Tübinger Nibelungen nur sieben Jahre lang aktiv waren, so werden ihre Farben auch heute noch vom Tübinger Senior getragen.

Eine zu Tübingen sehr ähnliche Situation gab es auch in Marburg. Der Marburger Wingolf ging zunächst aber einen anderen Weg und teilte 1928 die Verbindung in drei Gruppen ein, die jeweils von einem Fuxmajor geleitet wurden. Diese Lösung bewährte sich jedoch nicht, so wurde 1930 der Clausthaler Wingolf nach Marburg geholt, der sich dort zuvor vertagt hatte. Probleme um Namen und Farben entfielen, jedoch musste der Clausthaler Wingolf zu Marburg die Bundesfarben, die er trug, umdrehen, um Verwechselungen mit einem Marburger Corps zu vermeiden.xvii

Abweichungen bei den Gründungen in der Nachkriegszeit bis heute

In der Nachkriegsgründungen setzt sich der Trend aus der Zwischenkriegszeit fort: Von den 16 Nachkriegsgründungen nahmen nur sieben die Bundesfarben an. Zu diesen gehört der Clausthaler Wingolf Catena. In Anlehnung an den Clausthaler Wingolf zu Marburg wurden die Bundesfarben in umgekehrter Reihenfolge übernommen. Es musste allerdings eine neue Perkussion zur Unterscheidung gewählt werden. Die Wahl fiel auf die Übernahme der Perkussion des Charlottenburger Wingolfs silber und schwarz. Eine Hommage an zwei der Gründer des ersten Wingolfs in Clausthal, zwei Charlottenburger Inaktive.xviii Ebenfalls die Bundesfarben übernahm der Osnabrücker Wingolf, jedoch wurde die Reihenfolge in weiß-schwarz-gold geändert in Anlehnung an die Stadtfarben Osnabrücks weiß-schwarz. Die rote Perkussion steht für den Münsterschen Wingolf, der eine große Rolle bei der Gründung spielte.xix

Die allererste Gründung nach dem 2. Weltkrieg geschah in Hohenheim mit der Fraternitas Academica. Die Gründung geschah ohne vorherige Verbindungen zum Wingolf oder anderen Vorkriegskorporationen. Gewählt wurden die Farben blau-weiß-gold passend zum Wahlspruch Glaube – Treue – Wahrheit.xx

Die Traditionslinie des alten Hohenheimer Wingolfs wurde ebenfalls weitergeführt. 1952 gründeten Philister der Chattia zu Würzburg als Tochterverbindung die WV Chattia zu Aachen, welche ebenfalls die alten Hohenheimer Farben übernahm, jedoch völlig neu anordnete zu Weiß-Gold-Rot. Durch diese Anordnung und die schwarze Perkussion werden die Bundesfarben angedeutet.xxi

Wie Osnabrück wählten einige andere Neugründungen ihre Farben in Anlehnung an die jeweiligen Stadtfarben. So wählte der Bochumer Wingolf und der Saarbrückener Wingolf blau-weiß-gold. In beiden Städten sind blau-weiß die Stadtfarben. Für die Perkussion des Bochumer Wingolfs wurden die Farben des Großherzogtum Bergs (silber-rot) gewählt, dessen Teil Bochum von 1806-13 war.xxii Auch Chattia zu Fulda wählte seine Farben in Anlehnung an die Stadtfarben Fulda. Doch gegen das gewählte grün-weiß-gold erhob der Marburger Wingolf wie schon damals bei BrII Einspruch, sodass Fulda das Grün abänderte und schließlich die Farben zu Gold-Weiß-Altgrün umdrehte.xxiii Bei der jüngsten aktiven Verbindung im Wingolf, dem Erfurter Wingolf Georgia mit ihren Farben karmesinrot-weiß-gold, war die Farbenwahl auch durch die Stadtfarben Erfurts (Rot-Weiß) inspiriert.xxiv

Die StV Wartburg zu Dortmund wurde zwar von Wingolfiten gegründet, durfte aber zunächst nicht Teil des Wingolfs werden, da es starke Vorbehalte dagegen gab, Verbindungen an Pädagogischen Hochschulen aufzunehmen.xxv Als Farben wurden Rot-Weiß-Gold gewählt, für die verschiedene Ursprünge in Frage kommen: Es könnten die Stadtfarben Dortmunds oder die Landesfarben Westfalens herangezogen worden sein. Aber es kann auch eine Anlehnung an die Farben des Münsterschen Wingolfs vermutet werden, denn auch wenn bei der Gründung keine Münsterschen Bundesbrüder beteiligte waren, so gab es von Anfang an ein enges Verhältnis zum Münsterschen Wingolf.xxvi Ab dem WS 1966 war die Wartburg schließlich Wingolfsverbindung, jedoch vertagte sie sich, wie der andere Ruhr-Wingolf in Bochum, bereits 1971 wieder.

Es wurden auch erstmals Verbindungen aufgenommen, die nicht als zumindest wingolfsnahe Verbindung gegründet wurde. So kam 1979 die CDStV Nibelungen zu Siegen in den Bund. Diese wurde 1962 als Verbindung im Technischen Cartellverband (TCV) gegründet und wählte die Farben blau-weiß-rot. Nach der Farbenstrophe haben die Farben folgende Bedeutung: Blau steht für die Nibelungentreue, Weiß für Tugend und Freude und Rot für die Liebe bis in den Tod.xxvii 1994 wurde die CStV Ottonia Magedeburg aufgenommen. Diese war, trotz Verbots in der DDR, 1977 durch eine Gruppe in der Magdeburger Hochschulgemeinde gegründet worden, die studentische Traditionen pflegte. Als in der Endphase der DDR Verbindungen in einem gewissen Rahmen zugelassen waren, existierte sie unter dem Dach des Kulturbundes der DDR in der Rudelburger Allianz und nahm 1988 die Farben Blau-Rot-Weiß an.xxviii Nach deren Farbenlied haben sie folgende Bedeutung: Blau steht für den Himmel, Rot für die Freiheit und Weiß für das Vaterland.xxix Beide Verbindungen behielten nach der Aufnahme ihre Farben. 1997 wurde die Ottonia allerdings wieder aus dem Wingolfsbund ausgeschlossen.

Schlussbemerkungen

Zum Schluss möchte ich mich bei allen Bundesbrüdern bedanken, die bei der Recherche geholfen haben.xxx Insbesondere bei den jüngeren Verbindungen und insbesondere bei denen, die relativ kurzlebig waren, war dies nicht immer ganz einfach. Und insbesondere bedanke ich mich bei Bbr. Felix Plapper (Hb17, Ef22, Hg22) für die Bereitstellung einiger der verwendeten Bilder.xxxi

Anmerkungen/Quellen

i# Fuxenmappe des Hannoverschen Wingolfs 2017, S. 78.

ii# Im Gründungsbericht des Frankfurter Wingolfs findet sich keine Begründung der Farbwahl (Wingolfsblätter 1919 S.277f). 1919 verlegte jedoch das Prager Corps Austria mit den Farben schwarz-weiß-gelb nach Frankfurt, was wohl der Grund für die nicht Annahme der Bundesfarben war. Die aus Straßburg stammende Burschenschaft Germania mit den Farben Schwarz-Silber-Rot war von 1919-1937 in Frankfurt und ist heute in Tübingen ansässig.

iii# Wingolfsblätter 1919 S.340.

iv# Wingolfsblätter 1919 S.381.

v# 50 Jahre Hamburger Wingolf, S.5.

vi# Wingolfsblätter 1951 S.17.

vii# Wingolfsblätter 1923 S.92.

viii# Heutige Darstellungen zeigen einen hellen Rotton, wie bei Kiel oder Chattia Würzburg, jedoch haben die Originalbänder des HmW einen dunkleren Rotton. Ebenfalls würde dies den anscheinend ausgebliebenden Protest aus Kiel erklären.

ix# Wingolfsblätter 2020, S.179.

x# Niebling, Max: Chronik des Wingolfs in Würzburg, Würzburg 2020, S.53ff.

xi# Dettmann, Jürgen: Abriss der Geschichte des Wingolfs zu Wien 1928 bis 1995, in: 75 Jahre Wingolf zu Wien, Wien 2003, S.25.

xii# Schwarz-weiß-gold trägt in Wien die Akad.B! Markomannia (DB), Violett-Weiß-Gold die KÖHV Nordgau (ÖCV), Rot-Weiß-Gold das Corps Marchia.

xiii# Der Hohenheimer Wingolf zählt nicht dazu, da Hohenheim erst 1942 nach Stuttgart eingemeindet wurde.

xiv# Wingolfsblätter 1920 S.209.

xv# Wingolfsblätter 1921 S.45.

xvi# Wingolfsblätter 1928, Vertrauliche Beilage zur Folge 7, S.7 – Wingolfsblätter 1928, Vertrauliche Beilage zur Folge 10, S.4. Gründungsbericht: Wingolfsblätter 1928, S.415.

xvii# Bericht zur Übersiedlung: Wingolfsblätter 1930 S.94. Bei dem Corps handelt es sich um das Corps Irminsul. Dieses fusionierte 1934 mit der Hanseatischen Verbindung Cheruskia zum heutigen Corps Irminsul Hamburg (WSC).

xviii# Fuxenskript des Clausthaler Wingolfs Catena, Clausthal Zellerfeld 2008, S 26. Teile der Stiftergeneration des Clausthaler Wingolfs von 1921 war mit Verlegung nach Marburg nicht einverstanden und trat aus und wurden vom Charlottenburger Wingolf aufgenommen. Der erste Philistervorstand der Catena wurde später von ihnen gestellt.

xix# Wingolfsblätter 1983, S. 109.

xx# Auskunft von Joachim Klein (St63, Hm66, Dp05, T13).

xxi# Wingolfsblätter 1952, S.112. Von unten gelesen werden auch die deutschen Nationalfarben angedeutet. Ob dies beabsichtigt war, ist allerdings unklar.

xxii# Saarbrücken: Wingolfsblätter 1958, S.42. Bochum: In dem Gründungsbericht (Wingolfsblätter 1967, S.3) wird die Farbenwahl nicht begründet. Den vermuteten Ursprung der Farben bestätigte Phil. Hildenbrand (Mst 61. BchStft 67).

xxiii# Wieltsch, Manfred: Geschichte des Wingolfs 1968-1994, in: VAW (Hg.): Geschichte des Wingolfs 1830-1994, Hannover 1998, S.346.

xxiv# Bestätigt durch Erfurter Bundesbrüder.

xxv# Vgl. Wingolfsblätter 1964, S.50: Die Gleichwertigkeit von Pädagogischen Hochschulen wurde bezweifelt und es wurde befürchtet, dass Verbindungen von solchen Hochschulen den Wingolf dominieren könnten, wenn an jeder eine Wingolfsverbindung gegründet werden würde. Die TU Dortmund ist erst einige Jahre nach der Diskussion gegründet worden.

xxvi# Entstehungsbericht im Antrag auf Aufnahme in das Gastverhältnis des Wingolfsbundes vom 5. Mai 1963 – Schreiben an den Münsterschen Wingolf vom 7. Mai 1963.

xxvii# Eisenberg, Reinke/Steiger, Uli: Wappenbuch des Wingolfs, Hannover 2017, S118.

xxviii# Wieltsch, Manfred: Geschichte des Wingolfs 1968-1994, in: Geschichte des Wingolf,S.360.

xxix# Weiß, Christian: „Blau-Rot-Weiße Farben wehen“ (1985), in: Kommersbuch des Wingolfs, Hannover 201210, S. 273.

xxx# Siegfried Rojahn (Mst88, Bo93, Je01), Pascal Hoppe (Mst 18), Joachim Klein (St63, Hm66, Dp05, T13), Jürgen Schmidt (M 65), Erhart Dettmering (M 59), Hanswerner Hildenbrand (Mst61, BchStft67), Hansgeorg Enzian (M66, et al.).

xxxi# Aus dem ersten Teil stammen aus Plappers Sammlung folgende Bilder: Silhoutte Christian Hosbach (M48), Wappen des kurhessischen Wingolfs, Bild der Arminia Heidelberg, Wappen der Argentina Straßburg (aufbereitetes Original aus: Miltsch, Otto: Vademecum, Erster Teil. Die Korporationen ohne Mensurverbot, München 1912) und das nachkolorierte Bild der Gründungsaktivitas von Wartburg Kiel.

Bild: Heidelberger Wingolf
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F.W. Raiffeisen – „Vater der Genossenschaftsidee“

F.W. Raiffeisen – „Vater der Genossenschaftsidee“

Der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGVR) ist mit 18,7 Millionen Menschen die mitgliederstärkste Genossenschaftsorganisation in Deutschland. Darüber hinaus ist der Name Raiffeisen mit zahlreichen genossenschaftlichen Unternehmen weltweit, besonders aber in Zentral- und Osteuropa, verbunden. Sie sind alle am Zeichen des Giebelkreuzes erkennbar, das zwei gekreuzte, auf einem Hausgiebel angebrachte stilisierte Pferdeköpfe zeigt – ein Schutzsymbol, das in alten europäischen Volkstraditionen wurzelt.

Ende 2016 wurde die die Genossenschaftsidee als Deutschlands erste UNESCO-Nominierung in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Prof. Christoph Wulf (Berlin), Vorsitzender des deutschen Auswahlgremiums für die Vorschläge zur internationalen Liste, in dem Bewerbungsschreiben vom Frühjahr 2015: „Die weltweit ersten Genossenschaften wurden vor rund einhundertfünfzig Jahren in Deutschland gegründet. Es ist ein Modell der Selbsthilfe und Selbstverwaltung (…) das immaterielle Kulturerbe bricht etablierte Kulturbegriffe auf und rückt Alltagskultur in ein neues Licht (…) Mit dem Verzeichnis ist die Chance verbunden, unser kulturelles Gedächtnis und damit die Bedeutung von Gemeinschaften wieder zu entdecken und nicht bei Individualismus und Leistungsdenken stehenzubleiben.“

Der Beitrag stammt von P. Riegelmeyer (Mst 54, E 55, H 02) und erschien ursprünglich in den Wingolfsblättern, der Zeitschrift des Wingolfsbundes.

Aus den Anfangszeiten des Wingolfs

Wer war jener Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der zur ersten Wingolfsgeneration gehört und auf den alle diese Aktivitäten zurückgehen? Er wurde am 30. März 1818 in Hamm an der Sieg, im nördlichen Westerwald, geboren.

Sein Vater, ein Pfarrerssohn, war Bürgermeister in diesem Städtchen der preußischen Rheinprovinz. An den Besuch eines Gymnasiums war für den Jungen angesichts der finanziellen Lage der Familie nicht zu denken. Der Ortspfarrer unterrichtete ihn im Lesen, Schreiben und Rechnen, aber auch in den Inhalten der höheren Schulbildung. Mit siebzehn Jahren ging er zum Militär, und zwar zur 7. Preußischen Artilleriebrigade in Köln. Er strebte die Laufbahn eines technischen Offiziers an, wie wir heute sagen würden.

Vom Offizier zum Zivilisten

Mit vierundzwanzig Jahren – er übte bereits ein verantwortliches Amt in Sayn bei Koblenz aus – erkrankte Raiffeisen an einem Augenleiden, das ihn zwang, die militärische Karriere aufzugeben. Zum Glück stand ihm jedoch eine zivile Berufslaufbahn in der Verwaltung offen. Sie führte ihn bald in den Westerwald zurück, wo er nacheinander Bürgermeister von Weyerbusch, Flammersfeld und schließlich im am Fuße des Westerwalds am Rhein gelegenen Heddesdorf (heute ein Stadtteil von Neuwied/Rhein) wurde. Mit siebenundvierzig Jahren musste er sich wegen Verschlimmerung des Augenleidens pensionieren lassen. Das bedeutete freilich nicht, dass er sich endgültig zur Ruhe setzte. Im Gegenteil, er widmete sich nun mit voller Kraft seinem genossenschaftlichen Lebenswerk. Zur wichtigsten Helferin wurde dem fast Erblindeten seine 1846 geborene Tochter Amalie. Am 11. März 1888 ist Raiffeisen verstorben; er liegt in Neuwied begraben. Dort hat man ihm auch ein ansehnliches Denkmal gesetzt.

Kampf gegen Hunger und Armut

Raiffeisen war kein weltfremder Theoretiker. Trotz seines Augenleidens fehlte es ihm nicht an kritischem Scharfblick für die sozialen Nöte seiner Umgebung. Schon in Weyerbusch engagierte er sich auf mehreren Feldern: Er ließ eine Schule bauen und begann mit dem Bau einer Straße, den er an seinen späteren Wirkungsstätten fortsetzte und die schließlich bis Neuwied führte. Heute trägt sie den Ehrennamen „Historische Raiffeisenstraße“ und ist weithin mit der Bundesstraße 256 identisch.

Der Hungerwinter 1846 stellte Raiffeisen vor neue Herausforderungen. Die Missernte wirkte sich besonders im Westerwald stark aus. Viele Menschen hungerten und lebten in Armut. Auf eigene Faust gründete er den „Weyerbuscher Brotverein“. Der Plan war, dass die besser betuchten Einwohner das Geld, das sie entbehren konnten, zur Verfügung stellten. Natürlich zinsfrei. Die armen Leute erhielten also ebenso Mehl und gebackenes Brot, jedoch gegen einen Schuldschein. Somit verhungerten sie nicht und konnten nach Erholung ihrer Finanzen die Schulden zurückzahlen.

Der „Hedderdorfer Darlehenskassenverein“

Auch an seinen weiteren beruflichen Stationen ging Raiffeisen die jeweiligen Notstände einfallsreich an. In Flammersfeld bekämpfte er ein Dauerproblem, den Wucher mit drei- bis vierhundert Prozent, was die unerfahrenen Bauern nicht überblickten. Raiffeisen lieh ihnen Geld, und wiederum gaben die Reichen das Kapital. Dieses System von Darlehen und Rückzahlung mündete schließlich 1864 in die Gründung des „Heddesdorfer Darlehnskassen-Vereins“, der ersten echten Genossenschaft, die auf Selbsthilfe und Solidarität gründet. Damit war der Grundstein gelegt zu einem Gemeinschaftswerk, das, auf christlichen Motiven beruhend, auch nach Raiffeisens Tod weiterwuchs und heute die eingangs angedeuteten internationalen Dimensionen erreicht hat.

Im fernen Berlin wirkte ungefähr zur gleichen Zeit der Sozialpolitiker Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883). Er war im Gegensatz zu Raiffeisen nicht aus christlicher Verantwortung als Kreditgeber motiviert, wenn er Darlehen an städtische Handwerker und Händler vergab. Zehn Jahre lang gab es zwischen beiden Reformern Streit um das Prinzip der langfristigen Kredite. Keiner von beiden konnte ahnen, dass heute ihre Schöpfungen unter einem gemeinsamen Dach leben: Volksbanken und Raiffeisenbanken.

Ein Nicht-Akademiker als Wingolfit

Wie kam der Offiziersanwärter Raiffeisen, der nie eine Universität von innen gesehen hat, in Kontakt mit dem Wingolf, einer akademischen Gemeinschaft? Er war im Rahmen seiner Ausbildung zum Oberfeuerwerker (wie das damals hieß) zum Besuch der Inspektionsschule nach Koblenz kommandiert worden. Dort verkehrte er im Hause seines Paten, des Lehrers Bungeroth, mit dessen Söhnen er Freundschaft schloss. Durch sie kam Raiffeisen in Berührung mit einem Kreis Koblenzer Gymnasiasten, von denen einige später zu den Gründern des Bonner Wingolfs gehörten. Schon hier entstand der Brauch, der später in Bonn fortgeführt wurde: Die Freunde gaben einander Spitz- oder Kneipnamen! Raiffeisen hieß „Miles“ in Anspielung auf seinen militärischen Status. Er wurde in diesem Kreis nicht als Fremdkörper empfunden; die Freundschaft trübte kein Zeichen von Dünkel oder Besserwisserei.

Über die nicht unkomplizierte Frühgeschichte des Bonner Wingolfs kann man sich bei Hans Waitz in seiner „Geschichte der Wingolfsverbindungen“ (Darmstadt 1914) informieren. Raiffeisen erlebte hier die Fortsetzung der harmonischen Koblenzer Gemeinsamkeit. Auch mit den ihm bisher unbekannten Wingolfsbrüdern stellte sich ungetrübte Gemeinschaft her. „Von Köln aus, wo der junge Oberfeuerwerker nun wieder Dienst tut, kann er schnell und leicht die studentischen Zusammenkünfte erreichen. Er nimmt fast regelmäßig daran teil“ (aus: „Nachrichten für die Philister des Bonner Wingolfs“, abgedruckt in Wbl. 1969/1, S. 12).

Satzungsdiskussionen, in welchem Verhältnis Raiffeisen, der ja nicht Student war, zum Bunde stand, wurden offenbar als überflüssig angesehen. Raiffeisen war ganz gewiss keine Randfigur und wurde auch von den Brüdern nicht als eine solche betrachtet. Zu seinem vierundzwanzigsten Geburtstag widmen seine alten Koblenzer Freunde, aber auch mehrere jüngere Wingolfiten „ihrem lieben Freund F. W. Raiffeisen“ ihre in Kohle gezeichneten Brustbilder „zur steten Erinnerung“. Über diese Bilder freute sich „Miles“ mehr als über alle anderen Geschenke.

Die „köstlichste aller Wissenschaften“

Raiffeisens Übergang in den zivilen Verwaltungsdienst trennte die Freunde nicht. Es gibt aus den späteren Jahren viele Zeugnisse treuer Verbundenheit. Wir dürfen sicher annehmen, dass Raiffeisen für sein lebenslanges sozialreformerisches Engagement wesentliche Anregungen aus dem Geist des Wingolfs empfangen hat. Das offenkundige Motto seines Einsatzes hat er selbst in dem folgenden, sprachlich dem Geist der Zeit geschuldeten Satz ausgedrückt: „O, es ist die köstliche Wissenschaft, ja die köstlichste aller Wissenschaften, zu erforschen, wie man die Bruderliebe, die Nächstenliebe am hülfreichsten und segensreichsten zur Ausführung bringt.“

Seinerseits hat er wiederum „die geistlichen Führer auf dem Lande“, wie es in einer der Zeit geschuldeten für uns ungewohnten Sprache in den Wingolfsnachrichten des Jahres 1938 heißt, die Pfarrer und ärzte, die Richter und Lehrer zur – damals selbstverständlich ehrenamtlichen – Mitarbeit an der genossenschaftlichen Arbeit aufgerufen. Es wird uns nicht wundern, dass unter denen, die sich rufen ließen, besonders viele Wingolfiten waren, von denen eine ganze Reihe namentlich bekannt ist. So sind Raiffeisens Anliegen und sein Lebenswerk von Grund auf mit dem Prinzip unseres Bruderbundes identisch.

Bild: Autor/-in unbekanntUnknown author, Public domain, via Wikimedia Commons
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79. Wartburgfest im Mai

79. Wartburgfest im Mai

Der Wingolfsbund besteht seit 1844 und ist damit der älteste Korporationsverband in Deutschland. Als Zusammenschluss christlicher, überkonfessioneller, farbentragender, nichtschlagender Studentenverbindungen gilt der Wingolf zudem als eine der ersten interkonfessionellen, ökumenischen Gemeinschaften. Seine zweijährlichen Bundesfeste feiert er seit 1850 – bis 1934 auf der Wartburg und seit 1991 wieder (in den Jahren von 1951 bis 1989 waren es wechselnde Orte in der Bundesrepublik).  Am Himmelfahrtswochende, also vom 18. bis 21. Mai 2023 ist es wieder soweit: Dann treffen sich die studentischen Mitglieder von mehr als 30 Verbindungen und die Alten Herren wieder in Eisenach.

Der Bonner Wingolf als Vorort des Wingolfsbundes lädt herzliche alle Freundinnen und Freunde des Wingolfs sowie selbstverständlich alle Philister und Bundesbrüder ein.

Auf dem Programm stehen am Donnerstag erst einmal interne Punkte sowie der Begrüßungsabend in der Eisenacher Innenstadt an. Am Freitag fahren morgens Busse zur Gedenkstätte Buchenwald, wo es einen Vortrag, eine Führung und ein Paul-Schneider-Gedenken geben wird. Schneider war ein deutscher evangelischer Pfarrer, Mitglied der Bekennenden Kirche und ist ein Opfer des Nationalsozialismus. Er wird der „Prediger von Buchenwald“ genannt. Er wurde als Student Mitglied des Gießener Wingolfs (und gehörte auch zeitweilig dem Marburger Wingolf an). Am Nachmittag findet das Totengedenken statt und am Abend der Festkommers.

Am Samstag stehen morgens das Rahmenprogramm sowie eine Feier zum Jubiläum der Wingolfsblätter (mit mittlerweile 150 Jahren eine der ältesten Zeitschriften von Korporationen) auf dem Programm, am Nachmittag die Ernste Feier und der Festakt auf der Wartburg sowie am Abend Kneipen in den Couleurlokalen. Am Sonntag klingt das Wartburgfest nach den Gottesdiensten mit der Vorortübergabe aus.

 

Bild: Jörg Blobelt, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
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Wie die Wingolfsverbindungen zu ihren Farben kamen (1/2)

Wie die Wingolfsverbindungen zu ihren Farben kamen (1/2)

Im Vergleich zu anderen Dachverbänden ist die Vielfalt bei den Farben der Wingolfsverbindungen mit zehn verschiedenen Kombinationen und Anordnungen immer noch sehr überschaubar. Dazu kommen allerdings noch Farbnuancen von kornblumenblau bis karmesinrot. Doch woher kommt diese Farbenvielfalt? Immerhin war der Wingolfsbund mit nur einer Farbkombination als gemeinsames Bundessymbol gestartet. Dies soll nun in diesem und einem weiteren Beitrag geklärt werden. Zunächst aber erstmal die Frage: Woher stammen die Bundesfarben selbst eigentlich?

Der Beitrag erschien im Original in Ausgabe 4/22 der Wingolfsblätter (S. 18–23). Autor ist Jan Deventer (Mst 18).

Die Entstehung der Bundesfarben

Seinen Ursprung haben die Bundesfarben beim Bonner Wingolf. Zunächst führte dieser die Farben Schwarz-Weiß in Wappen, Schärpen und Mützen. Das Schwarz-Weiß kann aus dem Bonner Stadtwappen, welches das schwarze Kurkölner Kreuz enthält, dem preußischen Landesfarben oder einer reinen Farbsymbolik (Schwarz für die Ernsthaftigkeit und Weiß für die sittliche Reinheit) entlehnt sein. Spätestens im WS1845/46 wurden die seitdem getragenen Farben Schwarz-Weiß-Gold angenommen, welche 1848 auch von Uttenruthia Erlangen und dem Berliner Wingolf übernommen wurde und zu den Farben des Wingolfs wurden.i

Zum Ursprung dieser Farbkombination sind im Laufe der Wingolfsgeschichte einige Theorien entstanden. Hermann Knodt (Gi99) sieht in ihnen die Kombination der Farben des Bonner Wingolfs (schwarz-weiß) und den der Uttenruthia Erlangen (schwarz-gold) und/oder einen Protest gegen das burschenschaftliche Schwarz-Rot-Gold.ii Die Erklärung, die sich durchgesetzt hat, stammt von Dr. Bernhard Dammermann (G12, Gd14) aus dem Jahr 1927. Dieser gab sich mit denen bis dahin verbreiteten Erklärungen nicht zufrieden und erklärte auch, dass Theorien wie der Ursprung als antiburschenschaftlicher Protest, ganz dem jeweiligen Zeitgeist, in dem Fall der 1890er, entspringen würden. Ein Vorwurf, der auch sehr gut auf seine Erklärung passt, denn sie ist eine sehr nationale, entstanden in einem sehr vaterländischen Zeitgeist: Laut Dammermann ist die Wingolfstrikolore eine Kombination der Farben Preußens und der Habsburger. Ernst Moritz Arndt habe sie dem Bonner Wingolf vorgeschlagen, denn er soll die Farben noch aus einem Vorschlag des Freiherrn vom Stein, der sie 1808 als gemeinsames Abzeichen für österreichische und preußische Verbände im Kampf gegen Napoleon vorschlug, gekannt haben. Der Vorschlag des Freiherrn war zwar nicht erfolgreich, aber Arndt soll, so spekuliert Dammermann, diesen zu Kenntnis genommen haben, als er 1812 dessen Privatsekretär war. Dammermann schreibt zwar selbst, dass seine Theorie nur auf Mutmaßungen ohne wirkliche Belege basiert,iii verdrängte sie die anderen Varianten. So findet sie sich seine Erklärung auch im Kleinen Lexikon des studentischen Brauchtums von Otto Böcher (Mz54, Hg56) wieder.iv

Woher stammt dann aber dann das Gold in den Farben, wenn Dammermanns und auch Knodts Erklärungen nur auf Vermutungen beruhen? Wahrscheinlich steht es schlicht für den christlichen Glauben. Schon beim ersten bekannten Bonner Wappen findet sich ein goldenes Kreuz. Und bei der Gründungsfeier des Hallenser Wingolfs wird diese Symbolik auch eindeutig ausgedrückt.v

Seit der Gründung des Wingolfsbundes 1844 sind 58 Verbindungen Mitglied gewesenvi, wovon jedoch 29, davon drei zeitweise, nicht die Bundesfarben wählten oder sie in einer anderen Reihenfolge anordneten. Dabei spielten ganz unterschiedliche Gründe eine Rolle.

Die frühen Abweichungen von den Bundesfarben beim Marburger Wingolf…

Bereits in den Anfängen des Wingolfs kommt es zur ersten Abweichung von den ab 1848 als Bundesfarben feststehenden Farben. Der Marburger Wingolf (MW) betonte zunächst gegenüber den anderen Wingolfsverbindungen seine Eigenständigkeit und nahm in Anlehnung an das Königreich Jerusalem, von dem auch das Jerusalemer Kreuz stammt, die Farben Gold-Weiß-Gold an. In dieser Zeit tauchen auch die späteren Farben Grün-Weiß-Gold das erste Mal auf. Dem Convent wurde ein Antrag vorgebracht die Verbindungsfarben in eben jene zu ändern, was allerdings abgelehnt wurde. 1851 spaltete sich die Progress-Burschenschaft Germania ab, die diese Farben schließlich wählten. Ob sie Idee dieses abgelehnten Antrags aufgriffen, ist nicht bekannt. Der MW nahm schließlich 1852 die Bundesfarben an, um die Einheit mit den anderen Wingolfsverbindungen im Gesamtwingolfvii zu zeigen. Als aber 1866 Preußen nach dem Deutschen Krieg das Kurfürstentum Hessen annektierte trat der MW als Protest aus dem Wingolfsbund aus. Bestrebungen seitens der Philisterschaft die Farben als Bekenntnis zu Hessen in Rot-Weiß-Gold zu ändern, wurde erst abgelehnt, aber ein halbes Jahr später Anfang 1867 angenommen. Getragen wurden die neuen Farben allerdings erst ein Jahr später und die Fahne wurde erst zum Stiftungsfest 1870 geändert. Im selben Jahr gründete sich der Altwingolf mit Bundesfarben, der vom WB als Nachfolger des MW von 1847 angesehen wurde. Das Verhältnis dieses roten und des schwarzen Wingolfs begann feindlich, aber 1875 konnten sich die beiden schließlich wiedervereinen. Bei dieser Vereinigung wurden die heute noch gültigen Farben Grün-Weiß-Gold als neutrale Farben gewählt. Zum Stiftungsfest 1875 wurde schließlich die Fahne, die Schärpen und die Schläger des roten Wingolfs zu grün umgefärbt. Wahrscheinlich wurden diese Farben infolge ihrer Symbolik gewählt (Grün für die Hoffnung).viii

…dem Heidelberger Wingolf und dem Leipziger Wingolf innerhalb der Landesgrenzen…

Während in Marburg ein wingolfsinterner Konflikt zu Abweichung von Bundesfarben führte, sind bei anderen Frühen Farbabweichungen Konflikte mit der Universität und/oder anderen Korporationen der Grund, so in Heidelberg und in Leipzig. In beiden Städten gründete sich zunächst je eine Verbindung unter den Namen Wingolf mit den Bundesfarben. Der Heidelberger Wingolf geriet jedoch rasch in Konflikt mit den örtlichen Corps, weshalb 1853 der Universitätssenat ihn verbot. Als Ersatz wurde 1856 die Arminia gegründet, die nicht Teil des Gesamtwingolfs wurde. Es wurden die Farben Dunkelblau-Weiß-Gold angenommen um den Bundesfarben möglichst nahe zu kommen. Diese Verbindung vertagte sich 1868. Bei der Reaktivierung 1881 konnte wieder der Name Wingolf angenommen werden, allerdings wurden die Arminenfarben auf Wunsch vieler Philister beibehalten.ix Der heutige Blauton wird auch als kornblumenblau bezeichnet.

Der Leipziger Wingolf (LW) dagegen erhielt 1855 erst keine Zulassung, denn die Universität vermutete burschenschaftliche Tendenzen und befürchtete Konflikte mit den örtlichen Corps. Als Ersatz wurde die Verbindung Wittenbergia gegründet ohne Verbindungen zum Gesamtwingolf. Zunächst mit den Farben Grün-Gold-Grün, ab dem SS1857 mit Grün-Weiß-Gold. Durch seine weiterhin bestehenden Kontakte zum Gesamtwingolf geriet die Verbindung weiterhin in Konflikt mit der Universität. 1858 vertagte sie sich schließlich.x Warum der LW diese Farben annahm ist nicht bekannt. Möglicherweise wollte er mit der Annahme der sächsischen Landesfarben dem Vorwurf der burschenschaftlichen Tendenzen entgegentreten. Bei seiner Wiedergründung 1865 konnte der LW wieder den Namen Wingolf samt Bundesfarben annehmen.

…sowie bei der Argentina Straßburg und der Arminia Dorpatensis außerhalb

1857 gründete sich noch eine weitere Wingolfsverbindungen, die nicht nur in Hinblick auf Farben besonders war: Argentina Straßburg. Noch in Frankreich gegründet, wählten die Argentinagründer in Anlehnung an das Stadtwappen Straßburgs, ein roter Schrägbalken auf silbernen Grund, die Farben Schwarz-Weiß-Rot. Sie wählten Weiß, da sie das Silber des Wappens zunächst für weiß hielten. Eine Unterscheidung, die es in der klassischen Heraldik nicht gibt, in der studentischen jedoch durchaus. 1860 wurde das erste Mal Couleur getragen, in Straßburg jedoch nur intern auf Kneipe, öffentlich nur in Deutschland oder der Schweiz. 1861 wurde das Weiß gegen Silber getauscht, wann genau der Rotton abgedunkelt wurde ist nicht bekannt. 1871 wurde Straßburg Teil des neugegründeten deutschen Kaiserreichs, dessen Farben Schwarz-Weiß-Rot waren. Um nicht für eine politische Verbindung gehalten zu werden, nahm Argentina 1872 die Bundesfarben an. 1881 und 1884 gab es nochmals Bestrebungen, die alten Farben wieder anzulegen. Dies scheiterte allerdings, denn 1880 hatte sich eine Burschenschaft mit eben jenen Farben in Straßburg gegründet.xi

Wie die Argentina gründete sich bereits 1850 eine Wingolfsverbindung außerhalb Deutschlands, nämlich die Arminia Dorpatensis als deutsch-baltische Verbindung im damals zum russischen Kaiserreich gehörenden Estland. Diese nahm die Farben Schwarz-Weiß-Altgold an. Weshalb das Gold der Bundesfarben zu Altgold geändert wurde, ist unklar. Oft wurde in Texten auch keine Unterscheidung zwischen Gold und Altgold gemacht.xii

Ursprüngliche Namens- und Farbvarianten u.a. in Kiel und München

Einige Wingolfsverbindungen wurden zwar mit dem Ziel Wingolf gegründet, jedoch trugen sie zunächst andere Namen und Farben. So in etwa gründete sich im Februar 1867 in Göttingen eine Arminia mit den Farben Schwarz-Silber-Rotxiii, 1896 eine Wittenbergia mit weiß-gold-rot in Münchenxiv und 1900 noch eine Wittenbergia mit den Farben schwarz-gold-blau in Stuttgart.xv All diese Verbindungen wurden innerhalb weniger Monate auch den Namen nach zu Wingolfsverbindungen und nahmen die Bundesfarben an. Anders verhielt es sich beim Kieler Wingolf. Hier wurde 1892 der Verein Wartburg gegründet mit dem Ziel eine Wingolfsverbindung zu werden. Da der Verein nicht die Bundesfarben annehmen durfte, nahm er die Farben Rot-Weiß-Gold an. Warum diese Farben gewählt wurden, ist nicht komplett gesichert. Eine alte Erklärung ist, dass dem Verein auf Initiative Bonns hin das alte Band des kurhessischen Marburger Wingolfs überreicht wurde.xvi Diese Erklärung wurde in neuere Zeit allerdings eher abgelehnt und auf eine Anlehnung an die Kieler Stadtfarben oder die Landesfarben Schleswig-Holsteins verwiesen.xvii Als allerdings der Verein 1895 zur Verbindung wurde, forderten Halle und Bonn nun, dass diese auch nun die Bundesfarben tragen sollen. Dies lehnte Kiel vehement ab und ein Farbenstreit entbrannte. xviii Einige Bundesbrüder waren der Meinung, dass ein Wingolfit nur schwarz-weiß-gold tragen dürfe und nichts anderes, obwohl in Heidelberg und Marburg bereits seit Jahrzehnten Bundesbrüder bereits andere Farben trugen. In diesem Farbenstreit konnte sich Kiel schließlich behaupten, sodass sie die Farben auch nach ihrer Aufnahme in den WB 1896 behalten durften.xix

Kiel und Marburg sind, bis heute, sehr stolz auf ihre Farben und sehen sie als Alleinstellungsmerkmal im Bund an, was dazu führte, die Annahme ihrer Farben durch andere Wingolfsverbindungen stets verhindern wollten.

Als sich 1903 der Münstersche Wingolf gründete, gab es erstmals bei einer Wingolfsverbindungsgründung ein Problem: Kurz vorher hatte sich eine katholische Verbindung gegründet, die die Farben schwarz-weiß-orange trug. Um Verwechselungen zu vermeiden, wurden die Farben Rot-Weiß-Gold in Anlehnung an die Stadtfarben Münsters Gold-Rot-Weiß gewählt. Der Kieler Wingolf protestierte jedoch gegen diese Entscheidung und ebenfalls kurz vorher hatte die örtliche ATV eben jene Farben gewählt. Daraufhin wurde ein dunklerer Rotton gewählt. Alle Parteien waren mit den neuen Farben Dunkelrot-Weiß-Gold einverstanden waren. Die Verbindung, die das Abweichen von den Bundesfarben vonnöten machte, vertagte sich bereits 1904 wieder für immer.xx

Voraussichtlich im März erscheint Teil II mit den Farbabweichungen in der Zwischenkriegszeit und der Nachkriegszeit bis heute.

Anmerkungen/Quellen

i# : Giesicke, Robert/Trautner, Martin [Hg.]: Aus den Anfängen des Wingolfs (1841-1849), Bonn 2016, S.14f.

ii# Wingolfsblätter 1919/20, S.12.

iii# Wingolfsblätter 1927, S.483ff. Siehe dazu auch: Giesicke, Robert/Trautner, Martin [Hg.]: Aus den Anfängen des Wingolfs (1841-1849), Bonn 2016, S.15f.

iv# Böcher, Otto: Kleines Lexikon des studentischen Brauchtums, Lahr 1985, S.46.

v# Giesicke, Robert/Trautner, Martin [Hg.]: Aus den Anfängen des Wingolfs (1841-1849), Bonn 2016, S.15.

vi# Inkl. Uttenruhtia Erlangen, Hohenstaufia Würzburg & Ottonia Magdeburg.

vii# Der Gesamtwingolf bestand von 1852 bis 1860 und wurde darauf zum Wingolfsbund. Siehe dazu: Wieltsch, Manfred: Die Anfänge und der Ausbau des Wingolfs 1830-1870, in: VAW [Hg.]: Geschichte des Wingolfs 1830-1994, Hannover 1998 ,S.78ff.

viii# Der Großteil der Informationen, vor allem die Details stammen aus persönlichen Nachfragen bei Phil Erhart Dettmering (M59) und Phil. Jürgen Schmidt (M65), die es den Protokollen des Marburger Wingolfs entnahmen. Ebenfalls dargestellt in: Heermann, Adolf: Geschichte des Marburger Wingolfs, Waitz, Hans [Hg.]: Geschichte der Wingolfsverbindungen, Darmstadt 1914, S.700ff.

ix# Kalchschmidt, Kurt/Kappes Georg: Geschichte des Heidelberger Wingolf, in: Waitz, Hans [Hg.]: Geschichte der Wingolfsverbindungen, Darmstadt 1914, S.515ff.

x# Benrich, Johannes: Die Geschichte des Leipziger Wingolf, in: Waitz, Hans [Hg.]: Geschichte der Wingolfsverbindungen, Darmstadt 1914, S616ff.

xi# Barth, Heinrich: Chronik der Studentenverbindung Argentina zu Straßburg i.E. 1907-1967, Oberhausen 1969, S.12. Bei der Burschenschaft handelt es sich um die Burschenschaft Germania. Sie verlegte 1919 nach Frankfurt und ist heute in Tübingen beheimatet.

xii# In Die Hauptmomente in der Geschichte des Chargiertenconvents, in: Baltische Monatsschrift 36(1894), S. 402 und in Ein Blatt der Erinnerung an die Dorpater Arminia, in: Wingolfsblätter 1930, S.460f werden die Farben der Arminia als Schwarz-Weiß-Gold beschrieben.

xiii# Kleinschmidt, Hans: Geschichte des Göttinger Wingolf, in: Waitz, Hans [Hg.]: Geschichte der Wingolfsverbindungen, Darmstadt 1914, S.356.

xiv# Verband der Philister des Münchener Wingolfs [Hg.]: 100 Jahre Münchener Wingolf, München 1996, S.6.

xv# VAStW [Hg.]: Der Stuttgarter Wingolf 1900-2000, Stuttgart 2000, S.15.

xvi# Weidemann, M.: Geschichte des Kieler Wingolfs, in: Waitz, Hans [Hg.]: Geschichte der Wingolfsverbindungen, Darmstadt 1914, S.580.

xvii# Wingolfsblätter 1991, S.29.

xviii# Weidemann, M.: Geschichte des Kieler Wingolfs, in: Waitz, Hans [Hg.]: Geschichte der Wingolfsverbindungen, Darmstadt 1914, S.580f.

xix# Wingolfsblätter 1991, S.29.

xx# Kiepenkerl 2/2022 [Seite unbekannt, da die Printversion zum Redaktionsschluss noch nicht erschienen ist]. Siehe dazu auch: Riegelmeyer, Peter: Der Münstersche Wingolf in Berichten I 1903-1936, in: VAMstW [Hg.]: 100 Jahre Münstersche Wingolf, Hannover 2005, S.76.

Bild: Heidelberger Wingolf
Posted by Onlineredaktion in Geschichte
Ernst August Blanke – „Vater des BAföG“

Ernst August Blanke – „Vater des BAföG“

Ihm selbst wäre die Zuschreibung „Vater des BAföG“ sicherlich nicht eingefallen und wahrscheinlich auch ein wenig unangenehm gewesen. Und doch ist diese Bezeichnung eine zutreffende Teilbeschreibung des Wingolfiten Ernst August Blanke. Am 27. Oktober 2022 ist er im Alter von 91 Jahren gestorben.

Geboren am 10. Dezember als Sohn eines Wingolfiten in Bischmisheim im heutigen Saarland fand Ernst August Blanke während seines Studiums in kürzester Zeit gleich zweimal zum Wingolf – erst in Bonn, dann in München, und in beiden Fällen 1953. In München chargierte er auch und brachte dem Wingolf zu Wien, nach dem Krieg die Couleur zurück. Das sicherte ihm einen Platz in der Geschichtsschreibung des Wingolfs in Wien. Bis zu seinem Geschichte schreibenden Einsatz für alle Studenten sollten noch ein paar Jahre vergehen. Aber auch schon während seiner Studentenzeit in München engagierte er sich über den Wingolf hinaus für die allgemeinen Belange der Studentenschaft – etwa im AStA und der Verfassten Bayerischen Studentenschaft.

An der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn promovierte Ernst August Blanke 1960 über das Thema „Die subjektiven Rechtfertigungselemente“. Anschließend blieb er in der damaligen Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland und schlug die Laufbahn eines höheren Ministerialbeamten ein. Als Ministerialdirigent im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft begleitete er von der Vorbereitung 1968 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 über knapp drei Jahrzehnte die Entwicklung des – vor allem unter dem Name BAföG bekannten – Bundesausbildungsförderungsgesetzes.

Dem Thema blieb er indes auch nach seinem Ausscheiden treu, wie seine Veröffentlichungen zeigen. So erschien im Jahr 2000 aus seiner Feder das Buch BAföG – eine Idee und ihre Gestaltung, dem im Jahr 2014 mit Koautoren noch
Ausbildungsförderungsrecht – Vorschriftensammlung mit einer erläuternden Einführung (mit Roland Deres, 38., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage) und Bundesausbildungsförderungsgesetz – Kommentar (mit Friedrich Rothe, 5. Auflage) folgten.

Die wingolfitische Tradition, die er von seinem Vater übernommen hatte, konnte er an einen Sohn und einen Enkelsohn weitergeben.

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