Die Königsberger Farben kehren zurück: Neue Prunkfahne auf dem Wartburgfest 2025

Die Königsberger Farben kehren zurück: Neue Prunkfahne auf dem Wartburgfest 2025

In der Ausgabe 1/2025 der Wingolfsblätter (144. Jahrgang, S. 17) steht ein Beitrag, der ein wichtiges Kapitel der wingolfitischen Erinnerung und Traditionspflege aufgreift: Zum Wartburgfest 2025 wird der Königsberger Wingolf erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder mit einer Prunkfahne vertreten sein.

Die Geschichte der ersten Königsberger Fahne reicht zurück ins Jahr 1929; seit der Gründung im Wintersemester 1903/04 musste die Verbindung 25 Jahre ohne Fahne auskommen. Dies änderte sich durch das Engagement mehrerer Couleurdamen, angeführt von Dr. med. Maria Schmidt-Insterburg. In Tübingen wurde eine Fahne in den Verbindungsfarben bei der Firma Knecht bestellt und von den Damen bestickt. Anlässlich des 25. Stiftungstages wurde sie dem Fuxmajor übergeben. Während einzelne Akten und Couleurteile durch einen Gießener Bundesbruder den Krieg überdauerten und nach Westen gebracht wurden, blieb der Verbleib dieser ersten Fahne ungeklärt.

Der Artikel in den Wingolfsblättern schildert außerdem, wie es der Philisterschaft des Königsberger Wingolfs nun gelungen ist, eine neue Prunkfahne in Auftrag zu geben. Diese wurde zum 180. Stiftungsfest des Hallenser Wingolfs feierlich eingeweiht und wird beim Wartburgfest 2025 erneut die Verbindung zur Geschichte sichtbar machen.

Weiterlesen: Wingolfiten finden die vollständige Ausgabe der Wingolfsblätter – und damit auch den Artikel zur Königsberger Prunkfahne sowie den zum Februarkommers 2025 – wie gewohnt auch digital auf der Wingolfsplattform.

 

Foto (beschnitten): Krzysztof Golik, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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Tradition, Begegnung und Zeitgespräch beim Februarkommers 2025 in Berlin

Tradition, Begegnung und Zeitgespräch beim Februarkommers 2025 in Berlin

Der Februarkommers des Berliner Wingolfs zählt zu den traditionsreichsten Veranstaltungen im Wingolfsleben. Nach pandemiebedingten Einschränkungen und organisatorischen Herausforderungen konnte der Kommers 2025 endlich wieder in seiner vollen Form stattfinden – mit großer Corona und hochkarätigem Festvortrag. In der Ausgabe 1/2025 (144. Jahrgang, S. 11–14) der Wingolfsblätter wird diesem besonderen Ereignis ein ausführlicher Bericht gewidmet.

Die Freude über den voll besetzten Kneipsaal war groß: Gäste aus dem gesamten Nordbund reisten an, darunter zahlreiche Bundesbrüder aus Hamburg, Hannover, Rostock und sogar von der Arminia Dorpatensis. Auch viele Berliner Philister sowie Aktive und Alte Herren anderer Wingolfsverbindungen fanden den Weg auf das Berliner Haus. Der Andrang war so groß, dass kurzfristig zusätzliche Sitzgelegenheiten organisiert werden mussten. Ein Höhepunkt des Abends war der Festvortrag von Farbenbruder Dr. Michael F. Feldkamp. Der renommierte Parlamentshistoriker verband in seinem Vortrag zur vorgezogenen Bundestagswahl 2025 das studentische Brauchtum mit aktuellem Zeitgeschehen.

Der Artikel in den Wingolfsblättern beleuchtet zudem den historischen Hintergrund des Februarkommerses, der seit 1847 im Gedenken an die Freiheitskriege gefeiert wird und dessen Ursprünge bis zur Ehrung des Theologen August Neander im Wintersemester 1846/47 zurückreichen.

Weiterlesen: Die vollständige Ausgabe der Wingolfsblätter finden Wingolfiten wie immer auf der Wingolfsplattform. Der Artikel wie auch die gesamte Ausgabe sind wie immer ein lebendiger Einblick in Tradition, Gemeinschaft und politisches Zeitgespräch.

 

Foto (beschnitten): Mark Ahsmann, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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Vergessene Geschichte: Der Prager Wingolf von 1849

Vergessene Geschichte: Der Prager Wingolf von 1849

Ein beinahe in Vergessenheit geratenes Kapitel der Wingolfsgeschichte wird in der Ausgabe 4/2024 der Wingolfsblätter (143. Jahrgang, S. 23–27) von Cph. Willi Neusel (T 69) neu beleuchtet: die Gründung des Prager Wingolfs im Jahr 1849. Von dieser Wingolfsverbindung dürften viele Bundesbrüder wohl noch nie gehört haben, schließlich war sein Bestehen war äußerst kurz.

Der Artikel „Der Prager Wingolf von 1849 – eine echte Kurzgeschichte” geht der Frage nach, ob es diesen Wingolf wirklich gab. Dabei findet er unter anderem folgende Antworten: 42 Namen mit der Aktivitätszahl P49, erhaltene Mitgliederverzeichnisse im Prager Universitätsarchiv sowie einen Hinweis in einem Brief aus dem Jahr 1961.
Auch eine Abhandlung über die Studenten-Legionen an der Karls-Universität aus dem Jahr 1934 erwähnt ausdrücklich einen Studentenverein namens „Wingolf“. Dessen Ziele – Ablehnung von Duell und Mensur, Förderung geistiger und körperlicher Entwicklung – stimmen erstaunlich mit denen des heutigen Wingolfs überein, auch wenn es sich nicht um eine direkte Vorläuferverbindung handelte.

Doch warum bestand der Prager Wingolf nur so kurz? Die Antwort liegt in der politischen Lage der Zeit: Nach dem gescheiterten Prager Mai-Aufstand im Jahr 1849 folgte die Restauration und studentische Verbindungen wurden per Erlass erneut verboten.

Der Artikel führt in die politische und kulturelle Situation des Revolutionsjahres 1848/49 in Böhmen ein, beleuchtet die Eigenständigkeit der Prager Korporationsszene (das Bild zeigt übrigens das heutige Hotel Aurus, Důmu Zlaté Studny, im Jahre 1980 – ehemals Kneiplokal der Verbindung Rugia) und das Spannungsfeld zwischen tschechischer Identität und deutschen Verbindungen. Ergänzt wird die Darstellung durch ein Mitgliederverzeichnis, Hinweise auf den Austausch zwischen Prag und Wien sowie die politische Rolle der Wingolfiten vor Ort.

Weiterlesen: Die gesamte Ausgabe 4/24 steht Wingolfiten wie gewohnt auf der Wingolfsplattform zur Verfügung. Wer sich für die verborgenen Seiten der Wingolfsgeschichte interessiert, sollte diesen Beitrag nicht verpassen. In der selben Ausgabe findet sich übrigens auch ein spannender Artikel über Albert Schweitzer.

Foto (beschnitten): David Sedlecký, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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80. Wartburgfest im Mai 2025

80. Wartburgfest im Mai 2025

Der Wingolfsbund besteht seit 1844 und ist damit der älteste Korporationsverband in Deutschland. Als Zusammenschluss christlicher, überkonfessioneller, farbentragender, nichtschlagender Studentenverbindungen gilt der Wingolf zudem als eine der ersten interkonfessionellen, ökumenischen Gemeinschaften. Seine zweijährlichen Bundesfeste feierte er von 1850 bis 1934 auf der Wartburg und macht es seit 1991 wieder (in den Jahren von 1951 bis 1989 waren es wechselnde Orte in der Bundesrepublik). Am Himmelfahrtswochende, also vom 29. Mai bis 1. Juni 2025 ist es wieder soweit: Dann treffen sich die studentischen Mitglieder von mehr als 30 Verbindungen und die Alten Herren wieder in Eisenach.

Erstmals wird das Bundesfest von einem Vorstand mit Mitgliedern aus verschiedenen Wingolfsverbindungen ausgerichtet. Er lädt herzlich alle Freundinnen und Freunde des Wingolfs sowie selbstverständlich alle Philister und Bundesbrüder ein.

Auf dem Programm stehen am Donnerstag tagsüber erst einmal interne Punkte. Ab 19 Uhr wird in der Eisenacher Innenstadt den Begrüßungsabend mit Wiener Akzent geben. Am Freitag stehen zwischen 10 und 15 Uhr zwei Alternativen bereit: Fahrt nach Gotha mit Führung durch das Herzogliche Museum oder eine Wanderung durch die Drachenschlucht. Später geht es (zu Fuß oder per Busshuttle) auf die Wartburg zum Festakt, danach steht ein Varieté in der Automobilen Welt Eisenach auf dem Programm.

Auch am Samstag können die Teilnehmer bis 14 Uhr wieder zwischen zwei Optionen wählen – dem Fußballturnier auf dem Sportplatz der Freundschaft ab 10 Uhr oder der Historischen Wartburg-Führung ab 12 Uhr. Ab 16 Uhr wird es dann wieder klassisch wingolfitisch: zuerst mit der Ernsten Feier in der Georgenkirche und dem anschließenden Totengedenken am Wingolfsdenkmal nur wenige Schritte entfernt, dann mit dem Festkommers.

Am Sonntag klingt das Wartburgfest nach den Gottesdiensten in der evangelischen Georgenkirche und der katholischen Elisabethkirche sowie der Fahnenübergabe mit anschließendem Frühschoppen aus.

Bild: Jörg Blobelt, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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Albert Schweitzer: Ethik, Tatkraft und ein Tropenhospital

Albert Schweitzer: Ethik, Tatkraft und ein Tropenhospital

Anlässlich seines 150. Geburtstags widmet sich der Wingolfsbund im Leitartikel der Wingolfsblätter 4/2024 (143. Jahrgang, S. 8–14) dem facettenreichen Leben und Wirken Albert Schweitzers. Einst als persönliches Vorbild ganzer Schülergenerationen gefeiert, scheint der Friedensnobelpreisträger heute weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Doch wer war dieser Mann, der als „ethischer Unternehmer“ ein Tropenhospital im äquatorialen Afrika aufbaute – ein Intellektueller mit handwerklichem Geschick, Vision und Durchsetzungskraft?

Der Artikel „Ad multos annos?” beleuchtet Schweitzers Wirken aus vielen Blickwinkeln: von seiner Herkunft und seinem politischen Denken über die tiefgreifenden Zäsuren in seinem Leben bis hin zu seinen vielfältigen Talenten als Theologe, Arzt, Musiker und Philosoph. Dabei wird Schweitzer nicht nur als moralische Instanz der Nachkriegszeit dargestellt, sondern auch als jemand, dessen Denken und Handeln überraschend modern wirken, beispielsweise wenn es um Unternehmensführung, Innovationsgeist oder die Übernahme globaler Verantwortung geht.

Besondere Aufmerksamkeit gilt Schweitzers ethischem Fundament, seinem persönlichen Einsatz in Lambarene sowie seiner gelebten Verbindung von Spiritualität und praktischer Hilfe. Mit Überschriften wie „Reflexion: Denken, Leben und Handeln”, „Innovation und Skepsis” oder „Das Leben Jesu und die Bedeutung der Worte ‚Folge mir nach‘” bietet der Beitrag zahlreiche Denkanstöße – nicht nur für Historiker, sondern auch für Führungspersönlichkeiten von heute.

Weiterlesen: Mitglieder des Wingolfsbundes finden die gesamte Ausgabe der Wingolfsblätter wie gewohnt auch auf der Wingolfsplattform. Ein Blick in diesen Artikel lohnt sich – gerade jetzt.

Foto (beschnitten): Anefo, CC0, via Wikimedia Commons

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Wikipedia und Studentenverbindungen – ein Reizthema für beide Seiten

Wikipedia und Studentenverbindungen – ein Reizthema für beide Seiten

Wikipedia hasst Studentenverbindungen; Wikipedia liebt Studentenverbindungen. Das klingt widersprüchlich, ist es aber nicht. Denn erstens gibt es nicht „die“ Wikipedia, sondern nur eine äußerst heterogene Community, in der sich Vertreter beider Positionen finden. Und zweitens gibt es unter den langjährig engagierten Nutzern auch solche, die sich für wie gegen Artikel aus dem korporativen Umfeld aussprechen. Aber dazu später mehr.

Wie komplex die Welt der Online-Enzyklopädie ist, lässt sich mit etwas Fantasie beim Blick auf das offizielle Logo erahnen – eine Text-Bild-Komposition, bei der Puzzleteile mit Glyphen verschiedener Schriftsysteme eine unvollständige Weltkugel bilden. Plakativ spielt dieses Logo auf den stets unfertigen Charakter des Systems an, die Welt abzubilden.

Der Beitrag erschien im Original in den Wingolfsblättern 3/24 auf den Seiten 32–34. Autor ist Torsten Paßmann (Mch09 A17).

Dabei ist Wikipedia weitergekommen als jede andere Enzyklopädie in der Geschichte der Menschheit. Allein die deutschsprachige Version enthält mit Stand August 2024 etwas mehr als 2,9 Mio. Artikel und über den gesamten Bestand der +300 Sprachversionen hinweg sind es sogar über 62 Mio. Artikel. Diese massive Präsenz führt auch zu enormer Popularität: In der westlichen Hemisphäre gehört Wikipedia zu den beliebtesten Medienangeboten. In Deutschland platzierte sich wikipedia.org beispielsweise im Juni 2024 mit etwas über 300 Mio. Besuchern auf dem fünften Rang – als einzige nichtkommerzielle Website in den Top Ten.

Die große Reichweite weckt naturgemäß auch Begehrlichkeiten, das Medium für eigene Ziele zu instrumentalisieren. Heißt: sich selbst als Person, Unternehmen oder eben Studentenverbindung mit einem Artikel zu verewigen bzw. aufzuwerten.

Welt und Dorf gleichzeitig

An dieser Stelle schlägt aber ein anderer Aspekt zu, der sich aus dem Globus im Logo herauslesen lässt. Die Plattform ist nicht nur so groß und komplex, dass man auch nach Jahren aktiver Beteiligung immer noch unbekannte Ecken oder neue, hilfreiche Tools findet – diese Welt ist auch ein Dorf. Aus dem großen Reservoir von geschätzt etwa 90 bis 105 Millionen deutschen Muttersprachler weltweit begeistert sich nur ein überraschend kleiner Teil dazu, als angemeldeter Benutzer mit fünf oder mehr Bearbeitungen zur deutschsprachigen Version beizutragen: In den zwölf Monaten vor Erstellen dieses Beitrags lag der Durchschnitt etwa bei 6.000. Der ganz harte Kern mit 100 oder mehr Bearbeitungen pro Monat pendelt um 1.100.

Zwei Eigenschaften kennzeichnen diese Nutzer unabhängig von den jeweiligen thematischen Vorlieben. Erstens: Viele haben ihre Expertise über lange Zeit aufgebaut und kommen dabei teils auf 15 oder mehr Jahre an Engagement. Zweitens: Sie haben online wie auch bei Treffen im echten Leben ein belastbares Netzwerk aufgebaut, das sich auch ohne große Absprachen gegenseitig unterstützt. Begehen Wikipedia-Neulinge dann ohne Kenntnis der formalen und informellen Regeln oftmals kaum vermeidbare Anfängerfehler, stehen sie alleine einer Phalanx alter Hasen gegenüber und gehen in Diskussionen schnell unter. Letzteres ist im Januar 2023 beispielsweise dem Stuttgarter Wingolf passiert. Mit böser Zunge lässt sich die Community der deutschsprachigen Wikipedia mit einem Sandkasten vergleichen, in dem die schon länger dort aktiven Menschen sehr konkrete Vorstellungen vom „richtigen Spielen“ haben – und wo sich neue – vom teils rauem Ton – schnell verscheuchen lassen.

Grundsätzlich ein reichhaltiger Fundus

Um speziell mit der korporativen Brille auf Wikipedia zu schauen: Allein in der Kategorie „Studentisches Brauchtum und Ritual“ finden sich etwa 100 Artikel, etwa zur lokalen Göttinger Tradition des Bullerjahn oder Nischenthemen wie dem Corps- bzw. Couleurhund und dem Doctor cerevisiae. Auch das Knattern und das Schmollis sind verewigt, um nur beispielhaft ein paar randständige Themen zu nennen. Deutlich zahlreicher und wichtiger sind natürlich die Artikel über Corps, Burschenschaften und christliche Studentenverbindungen aller Dachverbände – ebenso wie u. a. über Coburger, Damen, Schweizer oder jüdische Verbindungen. Inklusive der Biographien Alter Herren gibt es deutlich mehr als 20.000 Artikel im Kategorienbaum Studentenverbindungen. Es ist ein reichhaltiger Fundus, in den man sich einlesen kann. Die Wikipedia – also die Gemeinschaft der Autoren – scheint Korporationen also zu lieben. Oder?

„Unliberale“ und „Couleurtaliban“

Vielleicht werden sie aber auch nicht geliebt, denn Studentenverbindungen waren einstmals privilegiert. Immerhin konnten prominente Mitglieder enzyklopädische Relevanz „abfärben“ – und aus praktischen Gründen gilt als prominent, wer einen Wikipedia-Artikel hat. Je älter eine Verbindung ist, desto mehr solcher Personen kommen naturgemäß zusammen, schließlich führte ein Studium in früheren Zeiten eher zu wichtigen Positionen in der Wissenschaft und Gesellschaft als heute. Mit zwei Meinungsbildern im Sommer 2012 und im Februar 2014 wurden die spezifischen Relevanzkriterien für Studentenverbindungen jedoch erst gekürzt und dann komplett geschleift. Seitdem sind die Kriterien für Vereine anzuwenden.

Das herrschende Klima zeigt sich dabei an Kommentaren, wo beispielsweise die Siegerseite der „Verbindungslobby“ unterstellte, mit „einer unglaublichen Dreistigkeit“ zu agieren. An anderer Stelle fiel auch einmal der Ausdruck „Couleurtaliban“. Die Befürworter hingegen reklamierten „Machtpolitik bei Wikipedia durch Unliberale“ – und selbige natürlich „rein ideologisch motiviert“. Losgelöst von solchen Scharmützeln war eine praktische Folge jedenfalls, dass im Nachgang zahlreiche bestehende Artikel auf den Prüfstand gestellt wurden.

Druck auf Artikel zu Verbindungen

Wie sich die neue Situation auf Artikel über Studentenverbindungen ausgewirkt hat, lässt sich schlaglichtartig an zwei Wingolfsverbindungen beleuchten, deren Gründung erst im 20. Jahrhundert erfolgte. Der 2008 über den Freiburger Wingolf angelegte Artikel rutschte im August 2015 mit der schlichten Begründung „Erfüllt nicht die Relevanzkriterien für Vereine“ in eine lange wie auch intensive Löschdiskussion. Pro Artikel argumentierten hier vor allem die Benutzer Gartenschläfer und Gleiberg, die „überzeugend die Tradition, Bedeutung und Außenwirkung der Verbindung dargelegt“ hätten, womit „die allgemeinen Relevanzkritierien für Vereine erfüllt“ seien, wie es in der Behaltensentscheidung heißt. Anders die Situation beim Wingolf zu Wien, dessen Artikel drei Löschdiskussionen (Juli 2005, November 2013 und Juni 2015) sowie eine Löschprüfung (Januar 2014) überstand, bis im Juni 2015 die zweite Löschprüfung das gewünschte Ergebnis brachte. Zwar lässt sich durch eine neuerliche Prüfung dieses Ergebnis auch wieder revidieren – allerdings gelingt das nur mit wesentlichen und neuen Argumenten. Bis dahin ist der Wingolf zu Wien in der deutschsprachigen Wikipedia kein Thema mehr.

Beim Stuttgarter Wingolf, der hier nur prototypisch steht, ging es im Januar 2023 indes schneller: Dort brauchte es nur einen Anlauf und eine Woche, bis der frisch angelegte Text wieder rausgekegelt wurde. Ein Musterbeispiel, wie man nicht argumentiert, lieferte dabei Benutzer JotGeKa. Schließlich habe er „nochmal gut zusammengefasst“, dass die Verbindung „völlig irrelevant nach unseren Kriterien“ sei, urteilte ein Diskutant. Besser lief es im Juni 2024 bei der knapp 200 Jahre alten Landsmannschaft Teutonia München, bei der sich sowohl wohlwollende Diskutanten als auch relevanzstiftende Fakten fanden. Letzteres können auch negative Medienberichte sein. Aber solche Artikel werden üblicherweise nicht aus dem Verbindungsumfeld angelegt, sondern von jenen, die sich sonst (mit teils hanebüchenen Beiträgen wie „und er ist Burschenschafter!“ bei einem biographischen Artikel) für das Löschen aussprechen.

Fazit

Im mittlerweile über 20 Jahre bestehenden Schatz an Wortmeldungen beider Seiten finden sich naturgemäß noch viele andere Zitate und Beispiele, um die teils verhärteten Fronten aufzuzeigen zwischen „Korpos“ und „Kritikern“. Wichtiger ist aber vielmehr die Erkenntnis, dass es sowohl genügend neutrale Autoren gibt, die sich unbefangen dem Thema nähern, als auch – trotz allem Gegenwind – weiterhin neue Beiträge erstellt werden und eingestellt bleiben können. Welche Chancen sich hier speziell aus wingolfitischer Sicht bieten, wird dann Thema eines weiteren Beitrags sein.

Bild (leicht beschnitten): Fawaz.tairou, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

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