Ihm selbst wäre die Zuschreibung „Vater des BAföG“ sicherlich nicht eingefallen und wahrscheinlich auch ein wenig unangenehm gewesen. Und doch ist diese Bezeichnung eine zutreffende Teilbeschreibung des Wingolfiten Ernst August Blanke. Am 27. Oktober 2022 ist er im Alter von 91 Jahren gestorben.
Geboren am 10. Dezember als Sohn eines Wingolfiten in Bischmisheim im heutigen Saarland fand Ernst August Blanke während seines Studiums in kürzester Zeit gleich zweimal zum Wingolf – erst in Bonn, dann in München, und in beiden Fällen 1953. In München chargierte er auch und brachte dem Wingolf zu Wien, nach dem Krieg die Couleur zurück. Das sicherte ihm einen Platz in der Geschichtsschreibung des Wingolfs in Wien. Bis zu seinem Geschichte schreibenden Einsatz für alle Studenten sollten noch ein paar Jahre vergehen. Aber auch schon während seiner Studentenzeit in München engagierte er sich über den Wingolf hinaus für die allgemeinen Belange der Studentenschaft – etwa im AStA und der Verfassten Bayerischen Studentenschaft.
An der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn promovierte Ernst August Blanke 1960 über das Thema „Die subjektiven Rechtfertigungselemente“. Anschließend blieb er in der damaligen Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland und schlug die Laufbahn eines höheren Ministerialbeamten ein. Als Ministerialdirigent im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft begleitete er von der Vorbereitung 1968 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 über knapp drei Jahrzehnte die Entwicklung des – vor allem unter dem Name BAföG bekannten – Bundesausbildungsförderungsgesetzes.
Dem Thema blieb er indes auch nach seinem Ausscheiden treu, wie seine Veröffentlichungen zeigen. So erschien im Jahr 2000 aus seiner Feder das Buch BAföG – eine Idee und ihre Gestaltung, dem im Jahr 2014 mit Koautoren noch
Ausbildungsförderungsrecht – Vorschriftensammlung mit einer erläuternden Einführung (mit Roland Deres, 38., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage) und Bundesausbildungsförderungsgesetz – Kommentar (mit Friedrich Rothe, 5. Auflage) folgten.
Die wingolfitische Tradition, die er von seinem Vater übernommen hatte, konnte er an einen Sohn und einen Enkelsohn weitergeben.